Pressemitteilung
06.11.2015

Bessere Anreizstrukturen für die Preisgabe von Daten benötigt

Beim Smart-Data-Dialog, einer Podiumsdiskussion des Technologieprogramms „Smart Data – Innovationen aus Daten“, wurde am 05.11.2015 in Berlin das Positionspapier „Smart Data Geschäftsmodelle“ vorgestellt und diskutiert. Schwerpunkte der Diskussion waren die Entwicklung neuer Technologien und Smart-Data-Geschäftsmodelle sowie der Zugang zu Daten der öffentlichen Hand. An der Diskussion haben Vertreter der Begleitforschung sowie Mitglieder des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), des Bitkom und des VOICE Bundesverband der IT-Anwender teilgenommen.

Diskussion des Positionspapiers „Smart-Data-Geschäftsmodelle“
v.l.n.r. : Prof. Dr. Christof Weinhardt (Smart-Data-Begleitforschung); Dr. Alexander Tettenborn (BMWi) ; Prof. Dr. Peter Liggesmeyer (Gesellschaft für Informatik); Ingo Schwarzer (Smart Data-Projekt SD4M; Prof. Dr. Volker Markl (Smart Data Forum); Dr. Hans-Joachim Popp (VOICE Bundesverband der IT-Anwender) und Dr. Joachim Bühler (Bitkom e.V.)
Smart Data Dialog

Die Begleitforschung des Smart-Data-Technologieprogramms des BMWi hat erste Erkenntnisse und Handlungsfelder aus der Arbeit der Fachgruppe „Wirtschaftliche Potenziale und gesellschaftliche Akzeptanz“ identifiziert und den rund 100 Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auf dem Smart-Data-Dialog in Berlin vorgestellt, der von Björn Stecher von der Initiative D21 e. V. moderiert wurde. Das Positionspapier untersucht künftige Smart-Data-Geschäftsmodelle und beschäftigt sich mit der Frage nach geeigneten Anreizstrukturen, mit denen die Bereitschaft zur Preisgabe von Daten erhöht werden soll, um mit diesen einen wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Mehrwert zu generieren.

Prof. Dr. Christof Weinhardt, Leiter der Smart-Data-Begleitforschung und Direktor am Forschungszentrum Informatik: „Selbst wenn es im Kontext von Big Data widersprüchlich scheint, ist die Verfügbarkeit und Auswahl von Daten eine der zentralen Herausforderungen erfolgreicher Geschäftsmodelle. Zwar steigt das Datenvolumen weltweit immer weiter, jedoch ist nur ein sehr kleiner Teil der Daten direkt nutzbar. Der Erfolg datengetriebener Geschäftsmodelle hängt deshalb maßgeblich von den richtigen Anreizstrukturen ab, die die Anwender – bei Einhaltung geeigneter Privacy Forderungen – zur Freigabe bestimmter Daten motivieren und vom Nutzen des Datenzugriffs überzeugen.“

Prof. Dr. Ing. Peter Liggesmeyer, Präsident der gastgebenden Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), die Teil der Smart-Data-Begleitforschung ist: „Künftig werden sich vor allem jene Smart-Data-Geschäftsmodelle, -Produkte und -Services am Markt durchsetzen, die dem Kunden die Kontrolle über die Datenhoheit ermöglichen – sich also dem Prinzip der Data Usage Control verpflichten – und somit das Vertrauen zwischen Anbieter und Kunden stärken. Zum anderen müssen Innovationspotenziale von Smart Data-Geschäftsmodellen, -Produkten und -Services kontinuierlich erweitert werden können. Das funktioniert aktuell vorrangig auf Basis von Abonnement-Geschäftsmodellen, bei denen Produkte wiederkehrend abgerechnet und zugestellt werden. So werden Rechenzentrumskapazitäten oder Software immer öfter im Abonnement bezogen. An diesem System orientieren sich bereits andere Branchen, die sich dabei aber eng an der Schnittstelle zur IT-Branche bewegen. Neben der Software werden heute beispielsweise auch Lebensmittel, Filme und andere Produkte im Abonnement vertrieben, wobei das Geschäftsmodell häufig über Apps, Datenbanken oder Big-Data-Analysen funktioniert.“

Ein weiterer zentraler Punkt des Positionspapiers ist die Forderung nach einer konsequenten Open-Government-Data-Politik in Deutschland, also einer Politik der freien Verfügbarkeit aller Daten aus Regierungs- und Verwaltungsinstitutionen. An diesem Punkt waren sich die Teilnehmer einig: An vielen Stellen sind Daten aus dem öffentlichen Sektor nur unzureichend verfügbar oder nur schwer bis gar nicht zugänglich.

Ingo Schwarzer, Konsortialführer des Smart-Data-Projekts SD4M und Chief Technical Officer bei DB Systel, einem Tochterunternehmen der Deutsche Bahn AG: „Jenseits der Nutzung privatwirtschaftlicher Daten befinden sich unzählige Datensätze in der Hand öffentlicher Institutionen. Diese Daten stellen einen bedeutenden Produktionsfaktor in Deutschland dar und sollten daher in strukturierter Form zur Verfügung gestellt und nutzbar gemacht werden. In Deutschland sind sie zumeist noch nicht zugänglich oder liegen lediglich unstrukturiert vor und sind dadurch kaum nutzbar. Gerade mit Blick auf die notwendigen Anreizstrukturen müssen öffentliche Institutionen diese Daten wegbereitend systematisch und strukturiert bereitstellen und so innovative Smart-Data-Dienste substanziell unterstützen. So sollten noch viel mehr Institutionen angeregt werden, ihre Daten beispielswiese auf GovData, dem Datenportal für Deutschland, zur Verfügung zu stellen.“