Krisenmanagement

Naturkatastrophen, Pandemien, Industrieunfälle oder Terroranschläge sind außergewöhnliche Situationen, in denen ein professionelles Krisenmanagement von Feuerwehr, Polizei, THW, Krankenhäusern, Hilfsorganisationen, Bundeswehr, Unternehmen und öffentlicher Verwaltung von höchster Bedeutung ist. Auch Störungen in der Warenversorgung und in den industriellen Lieferketten können ein schnelles Handeln von Wirtschaft und Verwaltung erfordern, wenn grundlegende Bedürfnisse der Bevölkerung betroffen sind oder schwere ökonomische Schäden drohen. Viele Unternehmen betreiben daher ein eigenes Krisenmanagement für ihre Netzwerke mit Lieferanten und Kunden.

Die Bewältigung einer Notlage unterteilt sich in die immer gleichen vier Phasen: Vorsorge – Erkennung – Gegenmaßnahmen – Wiederherstellung. In einem Kreislaufmodell fließen die Ergebnisse der Prozessanalyse aller Phasen ein und ermöglichen Verbesserungen für den nächsten Krisenfall. Die Erstellung von Lagebildern ist eine klassische Aufgabe des Krisenmanagements. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil aller Phasen, wobei sie idealerweise kontinuierlich, also nicht ausschließlich reaktiv während oder nach einem Schadensereignis erstellt werden.

Bei einem proaktiven Risikomanagement müssen zur Erstellung eines Lagebildes Daten aus unterschiedlichen Quellen zu einer Gesamtübersicht kombiniert werden, gleich ob sie digital vorliegen, manuell erfasst oder durch Sensoren gewonnen werden. Dabei werden die Risiken nach Häufigkeit und Schadensumfang, einschließlich der ideellen Schäden, klassifiziert. Besonders kritisch werden Risiken mit hohen potenziellen Schadenssummen und hoher Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet.

Zahlen und Fakten

  • Das Sturmtief Bernd wütete im Sommer 2021 vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Es führte zum Tod von über 180 Menschen und verursachte Schäden in Höhe von 8,1 Mrd. EUR.
  • Im Jahr 2019 wurden die deutschen Feuerwehren bei 225.000 Bränden und Explosionen, 2,7 Mio. Notfallrettungen, 649.000 technischen Hilfeleistungen und 152 Katastrophenalarmen eingesetzt, aber auch bei 232.000 Fehlalarmen. Neben 99 Berufsfeuerwehren und mehr als 800 Werksfeuerwehren bilden fast 25.000 freiwillige Feuerwehren das Rückgrad des Brand- und Katastrophenschutzes.
  • Die Blockade des Suezkanals durch das gestrandete Frachtschiff Ever Given im März 2021 hielt pro Tag den Transport von Gütern im Wert von 9,6 Mrd. US$ auf.
  • Während der ersten COVID-Welle zwischen Dezember 2019 und April 2020 brach der globale Handel um 16 % ein, die deutsche Industrieproduktion um 22 %. 30 % der Unternehmen mit mehr als 10 Beschäftigten mussten Störungen in der Lieferkette mit Auswirkungen auf die Produktion hinnehmen.

Quellen:

Digitalisierung im Krisenmanagement

Die Digitalisierung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Krisenmanagements in all seinen Phasen:

Geografische Informationssysteme liefern Karten zum Lagebild und unterstützen damit die räumliche Orientierung. Das ist wichtig, um etwa bei Verkehrsunterbrechungen alternative Versorgungswege zu planen oder Helferinnen und Helfer des Katastrophenschutzes zielgenau führen zu können. GPS-Empfänger, die mittlerweile in jedem Smartphone vorhanden sind, unterstützen die Lokalisierung von Verletzten. Eine besondere Herausforderung stellt aber immer noch die Lokalisierung in Gebäuden dar, weil dort das GPS-Signal abgeschwächt wird. Häufig helfen auch Flugdrohnen, eine bessere Übersicht über die Schadenssituation zu gewinnen. Für Unternehmen mit internationalen Zulieferern sind Geodaten und ihre Verknüpfung mit Medien- und Fachinformationen zentral, um Krisen im Ausland schnell zu erkennen und deren Auswirkungen auf die eigene Lieferkette abzuschätzen.

Bei Unfällen und Katastrophen, die schnelles Handeln erfordern, kann KI einen wesentlichen Beitrag zur Aufbereitung und Analyse der oft großen Datenmengen auch unter Zeitnot leisten. Ebenso können bei der Störung der Warenversorgung oder von industriellen Lieferketten mit Künstlicher Intelligenz kritische Pfade erkannt und alternative Zulieferer oder Transportwege simuliert und verglichen werden. So werden Verzögerungen sowie Liefer- und Produktionsausfälle minimiert.

Bei der zivilen Gefahrenabwehr ist außerdem eine Vernetzung und Integration der unterschiedlichen Leitstellen im Krisenfall und ihrer jeweiligen Datenquellen notwendig, damit etwa die Rettungskräfte bei Großunfällen wissen, welche Kapazitäten in welchen Krankenhäusern für die Verletzten bereitstehen. Diese Vernetzungs- und Integrationsaufgabe ist das Schlüsselelement für den Einsatzerfolg gerade bei Großeinsätzen und stellt hohe Anforderungen an die Durchgängigkeit durch die dezentrale Krisenmanagementarchitektur. Dabei ist die ausfallsichere und verlässliche Kommunikation eine besondere Herausforderung. Das betrifft sowohl die Verbindung der Retter untereinander und mit ihren Leitstellen als auch die Warnung der Bevölkerung. Beides muss sicher funktionieren, auch wenn das Festnetz ganz oder teilweise zerstört und das Mobilfunknetz überlastet ist.

Unterschiedliche Fortschritte bei der Digitalisierung des Krisenmanagements

  • Die Nutzung digitaler Technologien wird bei Feuerwehr, THW, DRK, DLRG und anderen Hilfsorganisationen von wenigen großen Vorreitern wie großen Berufsfeuerwehren und Werksfeuerwehren vorangetrieben; viele Einsatzkräfte bei freiwilligen Feuerwehren verfügen nur über privat angeeignetes Wissen und geringe Ressourcen zur digitalen Transformation.
  • Über die Hälfte der vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik befragten Unternehmen in Logistik und produzierendem Gewerbe setzen bereits Big-Data- und KI-Technologien ein oder planen es. Die wichtigsten Beweggründe sind die Erkennung von Risiken in der Lieferkette und die Verbesserung ihrer Resilienz.

Quellen:

GreenTech Innovationswettbewerb
VIPFLUID

5G-Campusnetze

O5G-N-IoT

Internationale Kooperationsprojekte
AIOLOS
CARNIVAL

KI-Innovationswettbewerb
CoyPu
DAKI-FWS
KISS
PAIRS
ResKriVer
SPELL

Smarte Datenwirtschaft
SmartSense&Rescue

Smart Service Welt II

LOUISE

Schaufenster Sichere Digitale Identitäten
ID-Ideal