Meldung
24.01.2025

Interview mit Zoltán Nochta, Projektleiter von Green4EVer, anlässlich des Projektabschlusses

Ziel des Projektes Green4EVer war es, Lösungen für eine der großen Herausforderungen der Mobilitätswende, den Mangel an Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge im öffentlichen Raum, zu schaffen. Hierzu soll beim Energie- und Infrastrukturmanagement von Immobilien der Betrieb von Ladeinfrastrukturen für Gebäudenutzer direkt mitgedacht werden. Zeitgleich wurden IT-Lösungen für das Management und die Bewirtschaftung der Ladeplätze erarbeitet, um ein effizientes und sicheres Ladeinfrastrukturmanagement für Elektrofahrzeuge mit innovativen Gebäude-, Liegenschafts- und Energiemanagementkonzepten zu verbinden, um unterschiedlichen Zielgruppen bedarfsorientierte Lösungen zu bieten.

Zoltán Nochta, verantwortlicher Projektleiter beim Projekt Green4EVer
Zoltán Nochta, verantwortlicher Projektleiter beim Projekt Green4EVer

Herr Nochta, woran haben Sie im Projekt Green4EVer konkret geforscht?

Zoltán Nochta: In unserem Forschungsprojekt ging es um die Bereitstellung und den effizienten Betrieb von Ladeinfrastrukturen auf semi-öffentlich zugänglichen Parkflächen von Unternehmen.

Wie sehen denn die Kernergebnisse Ihres Projekts aus?

Zum einen haben wir im Rahmen des Projekts Green4EVer eine Software-Architektur entwickelt und analysiert, welche Daten man aus welchen Systemen benötigt, bzw. überhaupt erhalten kann. Ein weiterer Fokus lag auf der Bereitstellung und Verwaltung von Ladesäulen in Gewerbeimmobilien. Mit der Unterstützung unseres Projektpartners Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG, Vermieter der Immobilie an einem der Teststandorte, konnten wir das Nutzverhalten unterschiedlicher Mietparteien hinsichtlich der Ladeinfrastruktur analysieren. An weiteren Standorten wurde das Zusammenspiel des Ladens mit Photovoltaik-Strom und stationären Speichern erprobt - an einem Standort auch als Second -Life-Anwendung eigener Fahrzeugbatterien.

Ziel war es in diesem Zusammenhang auch, ein Sharing-Konzept für alle Mieterinnen und Mieter zu erarbeiten, das die geteilte Nutzung der Ladeinfrastruktur ermöglichen soll. Die Geschäftsmodelle erforschten wir gemeinsam mit unserem Partner Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG unter der Leitfrage: Wie kann ein Unternehmen Elektromobilität für Immobilien mitdenken?

Ein weiteres Ergebnis war, dass wir die benötigte Technik in fremder Umgebung – unabhängig von SAP und Webasto (Konsortialpartner, Anm. d. Red.) – evaluiert und später in der Verlängerung der Projektlaufzeit realisiert haben. Zudem konnten wir die Plattform „Open E-Mobility“ weiter ausbauen. Dabei spielten die Themen „Flottenmanagement“ und “Smart-Charging“ in Tiefgaragen eine Rolle. Die Datenanalysen und Prognosen wurden von der Hochschule Karlsruhe (HKA) durchgeführt.

Von technischer Seite konnte der Partner Webasto die Anwendung stationärer Batteriespeicher an weiteren Standorten im Testfall ermöglichen und den Einsatz von PV-Anlagen mit Megawatt-Speichern erproben.

Wie geht es nun nach Abschluss Ihres Projektes weiter?

Leider konnte unserem Projekt keine Folgeförderung ermöglicht werden. Mit der Suche nach passenden Folgeprojekten waren wir seitens der Hochschule bislang nicht erfolgreich.

Welcher langfristigen Vision zum weiteren Ausbau der Elektromobilität sind diese Ergebnisse dienlich?

Das Projekt ist fürs Erste abgeschlossen. Die im Projekt Green4Ever entwickelte Software-Lösung ist aber noch öffentlich verfügbar. Dieser Open-Source-Charakter macht es möglich, dass die gewonnenen Erkenntnisse von den beteiligten Partnern im Rahmen ihrer laufenden Aktivitäten (z.B. kommerzielle Produkte und Forschungsarbeiten) weiterverwertet werden.
Eine wichtige Erprobung fand im Rahmen der Förderlaufzeit in Frankreich an einem Pilotstandort für Elektromobilität statt. Dort konnten viele echte Daten aus Ladevorgängen für spätere Simulationszwecke am Green4EVer-Standort genutzt werden. Die Erkenntnisse aus unserem Projekt fließen bis heute in den französischen Teststandort mit ein.

Steckbrief: Prof. Dr.-Ing. Zoltán Nochta ist Chief Development Expert bei der SAP SE und hat die Professur für Innovative IT-Anwendungen an der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hochschule Karlsruhe inne. Bis zum Auslaufen der Förderung des Projekts Green4EVer im August 2024 vertrat er das Konsortium, zu dem neben der Hochschule Karlsruhe, SAP, Webasto und die Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG gehörten.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.