Meldung
13.12.2024

Interview mit Julia Brandt vom Projekt ELEMENT zu konkreten Ergebnissen und Erkenntnissen aus der Forschungspraxis

Die Projektverantwortlichen von ELEMENT haben im BMWK-Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität“ kostengünstige und komfortable Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge für Mehrparteienhäuser erprobt. Das Ziel: Aufbau eines Energie- und Lademanagements, das die Ladevorgänge bedarfsgerecht koordiniert und gleichzeitig dezentrale Stromerzeugungssysteme einschließt.

Portraitbild von Julia Brandt, verantwortliche Projektkoordinatorin für das Projekt ELEMENT
Julia Brandt, verantwortliche Projektkoordinatorin für das Projekt ELEMENT, © Stefan Deutsch
Julia Brandt, verantwortliche Projektkoordinatorin für das Projekt ELEMENT, © Stefan Deutsch

Wie weit konnten sich die Verantwortlichen von ELEMENT ihren Projektzielen nähern, welche offenen Fragen bleiben, und wie wird sich Laden in der Wohnungswirtschaft entwickeln – in Magdeburg und darüber hinaus? Julia Brandt von der Stadtfelder Wohnungsgenossenschaft eG gibt Antworten.

Frau Brandt, woran haben Sie im Projekt ELEMENT konkret geforscht?

Julia Brandt: Im ELEMENT-Projekt wurde das Laden von Elektrofahrzeugen in Mehrparteienhaus-Quartieren mit einem besonderen Fokus auf Mieterinnen und Mieter erprobt. Ganz konkret haben wir sowohl in der Geschäftszentrale unserer Wohnungsgenossenschaft hier bei uns in Magdeburg als auch in einem Miet-Mehrfamilienhaus eine geteilte Elektroladeinfrastruktur geschaffen. Diese wurde in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage, einem stationären Batteriespeicher und einem Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Wärme und Strom betrieben.

Wie sehen denn die Kernergebnisse Ihres Projekts aus?

Julia Brandt: Kernergebnis ist, dass wir die technische Machbarkeit der Ladelösung demonstrieren konnten. So werden die errichteten Ladesäulen an unseren Projektstandorten als geteilte Ladeinfrastruktur betrieben und durch die Nutzung des vor Ort erzeugten Stroms kommt es zu einer Entlastung des Netzes. Des Weiteren haben unsere Partner im Projekt Informations- und Kommunikations-Technologien entwickelt, die entsprechend in das Gesamtsystem integriert wurden. Selbstverständlich gab es während des Projektverlaufs viele Herausforderungen, vor denen wir standen. Das Fehlen eines kommerziell verfügbaren „Plug & Play“-Energiemanagementsystems für den erprobten Anwendungsfall war eine solche Herausforderung. Während des Projekts haben wir ein solches Energiemanagementsystem also erst entwickeln müssen. Auch bei der Entwicklung einer App zum Reservieren von Ladezeiten gab es mehrere Themenstellungen, die abgearbeitet wurden, insbesondere die Einbindung in die Backend-Strukturen der Ladeinfrastruktur ist sehr herausfordernd. Ein Feldtest mit unseren Mieterinnen und Mietern steht daher noch aus.

Welche Chancen gibt es für die breite Nutzung der Projektergebnisse?

Julia Brandt: Unsere Analysen zeigen, dass die erprobte Lösung ab einem Verhältnis von etwa drei Fahrzeugen pro Ladesäule in Bestandsquartieren wirtschaftlich betrieben werden kann. Für eine weitreichende Verbreitung der erprobten Ladelösung ist jedoch auch die Entwicklung eines standardisierten und normierten Energiemanagementsystems für den Anwendungsfall Mehrparteienhaus notwendig, welches den Einsatz von erneuerbaren Energien und stationären Speichern berücksichtigt. Auch werden weiterhin technische Weiterentwicklungen im Bereich der Kommunikationseinheiten, sog. Smart-Meter-Gateways, benötigt (insbesondere eine Steuereinheit für die Signalverarbeitung), um perspektivisch auch eine wirtschaftliche Kommunikation zwischen dem Netzbetreiber auf Niederspannungsebene und dem Energiemanagementsystem zu gewährleisten. Mit zunehmender Durchdringung des Fahrzeugmarkts mit E-Fahrzeugen auch bei Mieterinnen und Mietern wird auch die Nutzung einer App zum Buchen von Ladezeiten eine noch größere Relevanz erfahren, da die zu koordinierende Anzahl der E-Fahrzeuge für einen Ladepark optimal realisiert werden kann.

Welcher langfristigen Vision zum weiteren Ausbau der Elektromobilität sind diese Ergebnisse dienlich?

Julia Brandt: Die Erkenntnisse, die wir im ELEMENT-Projekt sammeln konnten, werden zu einem kosteneffizienten und nutzerfreundlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur für Anwohnerinnen und Anwohner in Mehrparteienhausquartieren beitragen. Auch Preisrisiken können wir über die Nutzung von erneuerbaren Energien verringern und die Entlastung der Stromnetze fördern. Die erprobte Lösung ist aus wirtschaftlicher Sicht insbesondere bei höherer Durchdringung von Elektrofahrzeugen auch bei Mieterinnen und Mietern in Mehrparteienhäusern relevant.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.