Meldung
24.11.2023

17 Projekte, zwei Bühnen und ein großer Marktplatz – Rückblick auf den Digital-Gipfel 2023

Die Digitalisierung prägt unsere Arbeit und unseren Alltag – und bietet Chancen für eine nachhaltige und resiliente Zukunft. Weniger Lebensmittelverschwendung dank Digitaler Zwillinge von Obst und Gemüse, ein individueller, automatisierter ÖPNV am Stadtrand oder transparente KI gegen kriminelle Netzwerke – diese und viele weitere Themen wurden auf dem Digital-Gipfel in Jena diskutiert.

Die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, Diversifizierung vorantreiben und mehr Risiko wagen – dazu rief Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck beim Digital-Gipfel 2023 auf. Ein Motto, dem die zahlreichen Projekte aus den Technologieprogrammen des Wirtschaftsministeriums bereits folgen.

Highlights aus dem Bühnenprogramm:
Lebensmittel, ÖPNV und Quanten-Computing

Mehr darüber erfuhren die rund 40 Teilnehmenden der Session „Green Innovation – wie digitale Technologien unsere Wirtschaft nachhaltiger machen“. Auf eine kurze politische Einordnung durch Marco-Alexander Breit, Leiter der Unterabteilung Künstliche Intelligenz, Daten und Digitale Technologien im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, folgten drei aktuelle Praxisbeispiele.

Bild mit Marco-Alexander Breit
Von den Pionieren rund um Carl Zeiss bis hin zu aktuellen Herausforderungen und Innovationen – Auftakt der Session mit Marco-Alexander Breit (BMWK)
© BMWK/Michael Reitz
Digital-Gipfel 2023

Dr. Matthias Brunner von der tsenso GmbH zeigte, wie mit Hilfe Digitaler Zwillinge von Obst- und Gemüseprodukten ein Problem gelöst werden kann, das uns alle betrifft: die zunehmende Verschwendung von Lebensmitteln. Das Projekt FRED – Frischemanagement von Farm2Fork in der Edge – kombiniert unter anderem innovative Messtechnik mit einer vertrauenswürdigen und revisionssicheren Cloud-Edge-Infrastruktur. Eine Plattform zum Austausch von Frischedaten und eine Verbraucher-App helfen dabei, die Haltbarkeit und Qualität von frischen Lebensmitteln künftig realistischer zu bewerten.

Vortrag von Matthias Brunner
Weniger Lebensmittelverschwendung durch Digitalisierung – Vortrag von Dr. Matthias Brunner (tsenso GmbH)
© DLR-PT
Digital-Gipfel 2023

Ebenso wichtig wie der verantwortungsvolle Umgang mit Lebensmitteln ist die Frage, wie wir uns im Alltag von A nach B bewegen. Mehr denn je wächst der Bedarf an einer sicheren, bezahlbaren und zukunftsfähigen Mobilität. Ulf Middelberg, Geschäftsführer Markt und Finanzen bei den Leipziger Verkehrsbetrieben, stellte die Vision des Projektes ABSOLUT – Busshuttle – elektrisch, automatisiert, intelligent – vor: Für eine erfolgreiche Verkehrswende ist es essentiell, dass Alternativen zum motorisierten Individualverkehr geschaffen werden – und das nicht nur in den Stadtzentren. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie, Forschung und Kommune arbeiten die Verkehrsbetriebe daher an einer Lösung für autonome, automatisierte On-Demand-Shuttles – und somit für einen individuellen ÖPNV in den Stadtrandgebieten Leipzigs.

Vortrag von Ulf Middelberg
ABSOLUT – das Projekt der Leipziger Verkehrsbetriebe, präsentiert von Ulf Middelberg
© DLR-PT
Digital-Gipfel 2023

An einem echten Zukunftsthema arbeitet auch Dr. habil. Jeanette Lorenz, Abteilungsleiterin Quantum-enhanced AI am Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS. QC-gestützte Lösungen können industrielle Optimierungsprobleme erheblich voranbringen und damit Zeit und Geld sparen. Allerdings sind sie aktuell noch nicht für die breite Masse von industriellen Anwendern verfügbar. Dies liegt nicht nur an den Limitierungen der QC-Hardware, sondern auch daran, dass tiefgehendes Informatik- und Physikwissen notwendig ist, um aktuelle Quanten-Computer programmieren zu können. Genau hier setzt das Projekt QuaST – Quantum-enabling Services und Tools für industrielle Anwendungen – an: Industrielle Endanwender sollen mit nur minimalen Kenntnissen von QC-Hardware und -Software automatisiert leicht zugängliche und verlässliche Lösungen für ihre Anwendungsprobleme bekommen.

Vortrag von Jeanette Lorenz
Eine Werkzeugbox für Quanten-Computing, vorgestellt von Dr. habil. Jeanette Lorenz (Fraunhofer IKS)
© DLR-PT
Digital-Gipfel 2023
Bild Christoph Pflock und Corinna Stefani
Moderation des Green-Innovation-Pitches: Christoph Pflock (BMWK) und Corinna Stefani (DLR-PT)
© BMWK/Michael Reitz
Digital-Gipfel 2023

 

Weitere Zukunftsprojekte auf dem Markt der Möglichkeiten

Mit Vorträgen und Ausstellungsständen präsentierten weitere Projekte die Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien für die Wirtschaft auf dem Markt der digitalen Möglichkeiten. Dort bot sich erstmals einer interessierten Öffentlichkeit die Gelegenheit, mit den Teilnehmenden des Digital-Gipfels über konkrete Projekte und Anwendungen ins Gespräch zu kommen.

In einem gemeinsamen Vortrag zu den beiden Projekten EniQmA und PlanQK zeigten Dr. Sebastian Senge und Dominik Heldwein von Accenture sowie Matthias Kaiser von Anaqor, wie Werkzeuge und Plattformen die Einstiegsschwelle für die komplexe Anwendung von Quanten-Computern erheblich niedriger gestalten. Obwohl das disruptive Potenzial dieser Zukunftstechnologie noch Einiges an Arbeit erfordert, ergaben sich bereits jetzt interessierte Fragen des Publikums zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten für Unternehmen und den Auswirkungen auf die IT-Sicherheit.

Das deutsch-österreichische Projekt D-TRAS nutzte die Gelegenheit, auf dem Markt der digitalen Möglichkeiten einen Workshop zur intelligenten Auswertung von Mobilitätsdaten durchzuführen. Der Fokus lag dabei auf der im Projekt entwickelten digitalen Plattform zur KI-basierten Identifizierung von Verkehrsrisiken im Straßenverkehr und zur Warnung von Verkehrsteilnehmenden. Im intensiven Austausch mit dem Publikum wurden Ideen zum Nutzungspotenzial, aber auch Barrieren und Herausforderungen herausgearbeitet. Besonders wurden dabei unterschiedliche Fahrerfahrungen und Anforderungsprofile von potenziellen Nutzenden berücksichtigt.

Auch das Projekt ATTENTION!, in dem in Kooperation zwischen Deutschland und Singapur KI-Lösungen zum Aufdecken von Produktfälschungen entwickelt werden, nutzte die Möglichkeit, Anregungen aus dem Publikum aufzunehmen. „Unsere Umfrage unter den Zuhörenden gab wichtigen Input, der direkt in die Datenbasis des Projekts einfließt“, sagte Jan Schoenmakers vom Projektpartner Hase & Igel GmbH, der das Projekt der interessierten Öffentlichkeit vorstellte. „Besonders die Hinweise, woran die Leute gefälschte Verkäufer erkennen, diskutieren wir bereits sehr intensiv im Projekt“.

Ebenfalls präsent war das Thema private 5G-Netze. In einer Panel-Diskussion diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Projekte CampusOS und 5G-RACOM mit dem Publikum zu aktuellen Fragen rund um private 5G-Funknetze (bekannt auch als Campusnetze). Diese stehen – anders als das öffentliche 5G-Funknetz – ausschließlich einer Organisation oder Firma zur Verfügung und sind oft ortsgebunden oder an spezielle industrielle Anwendungen geknüpft. Sie nutzen ein bei der Bundesnetzagentur lizenziertes Frequenzspektrum und können in den Unternehmen höchste Dienstgüteanforderungen erfüllen.

Panel-Diskussion
Panel-Diskussion zum Thema „Private 5G-Netze für die Wirtschaft“; v.l.n.r.: Erich Zielinski (Moderation), Stefan Richter (Fa. Mugler SE), Prof. Slawomir Stanczak (Fraunhofer HHI), Jens Köcher (Fa. Funkwerk), Richard Fritzsche (DB Netz AG)
© DLR-PT
Digital-Gipfel 2023

Was ist eine Verwaltungsschale und wozu benötigt die Industrie 4.0 einen digitalen Kalibrierschein? Die Antworten hierauf gab das BMWK-geförderte Projekt GEMIMEG II. Vertrauen in digitale Prozesse und zunehmend drahtlose Kommunikations- und Sensornetze spielt eine wichtige Rolle für Industrie 4.0 oder 5G-Netzwerke. Je selbstständiger Systeme arbeiten, desto wichtiger ist es, dass Messinstrumente (Thermometer, Durchflusssensoren oder Kameras) korrekt kalibriert sind. Damit Vertrauen entstehen kann, müssen die Informationen so exakt wie möglich übertragen werden und Sender bzw. Empfänger zweifelsfrei identifizierbar sein. GEMIMEG II arbeitet am Aufbau einer nationalen Qualitätsinfrastruktur, welche die Qualität von gewonnenen Daten sicherstellt und prüft. Auf dem Panel wurden aktuelle Lösungen und künftige Herausforderungen der Digitalisierung am Beispiel einer branchenübergreifenden, durchgängigen digitalen Qualitätsinfrastruktur vorgestellt und diskutiert.

Panel-Diskussion
Das GEMIMEG II-Panel rund um den Verbundkoordinator Dr. Thomas Engel von der Siemens AG (2. v. l.) diskutierte mit dem Publikum darüber, wie Messinstrumente Vertrauen schaffen können.
© DLR-PT
Digital-Gipfel 2023

Insgesamt war der Digital-Gipfel 2023 für die beteiligten Projekte eine sehr gelungene Veranstaltung. Es wurden nicht nur spannende Ergebnisse und künftige Entwicklungen diskutiert, sondern auch programmübergreifende neue Kontakte geknüpft – eine gute Grundlage, um gemeinsam bestehende und künftige wissenschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern.

Digital-Gipfel 2023