Meldung
05.11.2014
AUTONOMIK Innovation Days
Gelungener Auftakt für AUTONOMIK für Industrie 4.0
Brigitte Zypries auf den AUTONOMIK Innovation Days
© BMWi
Rund 250 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft trafen sich am 17. und 18. Juni 2014 zum offiziellen Startschuss für das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Technologieprogramm „AUTONOMIK für Industrie 4.0" im Umweltforum in Berlin. Den Auftakt machte die Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte Zypries mit ihrer Eröffnungsrede, in der sie betonte: „Der anstehende Wandel in der industriellen Produktion durch die enge Verzahnung von Produktion und Produkten mit dem Internet ist eine der wichtigsten Zukunftschancen unseres Landes. Diese müssen wir nutzen, um die weltweite Spitzenposition Deutschlands in der Produktion zu sichern und auszubauen.“ Dabei unterstrich sie die Wichtigkeit der Entwicklung einheitlicher und international anerkannter Normungsstandards aus der deutschen Wirtschaft heraus und mahnte, das Thema IT-Sicherheit bei der Entwicklung von Beginn an einzubeziehen.
Im Folgenden wurden in einzelnen Forenbeiträgen unterschiedliche Aspekte von Industrie 4.0 näher beleuchtet: Frank Dassler, General Counsel der adidas group, referierte dabei zu den Chancen, die sich durch zukünftige hochflexible Fertigungsmethoden ergeben, wodurch die Produktion stückweise nach Europa zurück geholt werden kann. Die adidas Group ist selbst an einem der insgesamt 14 geförderten Projekte im Rahmen von „AUTONOMIK für Industrie 4.0“ beteiligt: In der Speedfactory steht die automatische Einzelstückfertigung von Sportschuhen und Textilien im Blickpunkt. Menschen und Roboter sollen gemeinsam Sportartikel sowie Bezüge für Autositze produzieren und damit innerhalb kurzer Zeit Produkte kostengünstig und flexibel herstellen.
Im nachfolgenden Beitrag nahm Professor Reiner Anderl von der Technischen Universität Dortmund die neuen Wertschöpfungsketten und damit verbundenen Sicherheitsanforderungen unter die Lupe.
Dr. Jürgen Gausemeier machte anschließend anhand eines Beispiels deutlich, wie durch Industrie 4.0 neue Geschäftsmodelle entstehen: Mit dem Projekt GEMINI gehört er ebenfalls einem geförderten Projekt an, welches Unternehmen und Organisationen beim Aufbau von Geschäftsmodellen unterstützt.
Alfons Botthoff, Leiter der Begleitforschung des Technologieprogramms, stellte die Inhalte und Ziele von AUTONOMIK für Industrie 4.0 näher vor: Dabei ging er unter anderem auf die vier Themenfelder Normung und Standardisierung, Industrielle IT-Sicherheit, Recht und die Zukunft der Arbeit ein, die im Rahmen des Programmes erforscht und vorangetrieben werden. Am zweiten Tag der Innovation Days wurden diese auch in vier Themenworkshops von den einzelnen Projektbeteiligten intensiv bearbeitet.
Auf seine Rede folgte die erste Paneldiskussion von fünf Projektbeteiligten: Unter der Überschrift „Neue Methoden und Technologien für eine kundennahe Produktion“ diskutierten Dr. Patrick Nickel (Projekt CoCoS), Prof. Dr. Udo Lindemann (Projekt InnoCyFer), Marco Freund (Projekt InventAIRy), Christoph Mertens (Projekt SMART FACE) und Jan Hill (Projekt Speedfactory) darüber, wie ihre Projekte in unterschiedlicher Art und Weise eine individuellere Produktion und Anwendung ermöglichen sollen.
Nach der Mittagspause eröffnete Prof. Hartmut Hirsch-Kreinsen mit seinem Vortrag zur Zukunft der Arbeit den zweiten Konferenzteil. Anhand von vier Thesen erörterte er die Herausforderungen und Chancen, die sich durch die veränderten Arbeitswelten ergeben. Anschließend wurden drei geförderte Projekte in Kurzvorträgen vorgestellt: Zunächst präsentierte Klaus Herrmann das Projekt APPsist, welches intelligente Assistenzsysteme in der Produktion entwickelt. Es folgte InSA, vorgestellt von Prof. Michael Lawo, das ein umfassendes Schutz- und Sicherheitskonzept für die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter in gemeinsamen Arbeitsbereichen ausarbeiten will. Zum Schluss stellte Prof. Albrecht Schmidt das Projekt motionEAP vor, das ein System zur Effizienzsteigerung und Assistenz bei Produktionsprozessen in Unternehmen auf Basis von Bewegungserkennung und Projektion erarbeiten möchte. Im Anschluss folgte die zweite Paneldiskussion, an der Jan Kopelke (Projekt FTF out of the box), Stefan Peter (Projekt GEMINI), Prof. Dr. Jürgen Roßmann (Projekt MANUSERV), Johannes Hoos (Projekt OPAK), Ulrich Reiser (Projekt ReApp) und Prof. Dr. Markus Schmidt (Projekt SMARTSITE) unter der Überschrift „Neue Wertschöpfungsprozesse für den Mittelstand“ teilnahmen und ihre Projekte vorstellten.
Nach einer weiteren Pause folgte der gemeinsame Veranstaltungsteil mit der Europäischen Kommission: Den Auftakt machte Prof. Dr. Michael Waidner vom Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie. Er unterstrich in seinem Vortrag zur IT-Sicherheit in Industrie 4.0 die eingangs bereits geforderte Wichtigkeit dieses Aspektes und zeigte dieses unter anderem an bestehenden Sicherheitsproblemen aus der Praxis.
Anschließend beleuchtete Prof. Dr. Eric Hilgendorf von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg in seinem Vortrag zu rechtlichen Fragen in der Industrie 4.0 ein weiteres, breit diskutiertes Querschnittsthema. Im Zuge der permanenten Erfassung von Daten durch Maschinen mit Sensoren entstehen viele Fragen, die noch zu klären sind.
Dieser Aspekt war dabei auch Gegenstand der folgenden Diskussionsrunde zum Thema „Autonomy in Complex Production Systems: European Opportunities and Challenges“, bei der sich internationale Vertreter neben globalen Rechtsfragen und Sicherheitserfordernissen mit den europäischen Forschungs- und Produktionsaktivitäten beschäftigen. Teilnehmer der Runde waren neben den Professoren Hilgendorf und Waidner auch Khalil Rouhana, Director Components & Systems der Europäischen Kommission, Dr. Uwe Haass, Secretary General euRobotics AISBL, Dr. Rainer Bischoff, Vice President euRobotics AISBL, Maurizio Gattiglio, Chairman European Factories of the Future Research Association (EFFRA) und Dr. Andreas Goerdeler, Leiter der Unterabteilung Informationsgesellschaft und Medien des Wirtschaftsministeriums.
Nach der fast einstündigen Diskussion schloss Dr. Alexander Tettenborn, Referatsleiter „Entwicklung konvergenter IKT“ im BMWi, den ersten Veranstaltungstag mit einem Ausblick ab.
Am folgenden Tag hatte im Umweltforum die von der Europäischen Kommission ins Leben gerufene Initiative I4MS (ICT Innovation für Manufacturing SMEs) zu einer ersten internationalen Veranstaltung eingeladen. Mehr als 150 Vertreter aus Industrie, Wissenschaft und Politik kamen zusammen, um sich in Workshops über den aktuellen Stand des Projekts sowie weitere Finanzierungsmöglichkeiten auszutauschen. Die Europäische Kommission will mit der Initiative I4MS kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Fertigung fördern. Die Initiative fasst sieben EU-Projekte zusammen, welche europaweite Netzwerke von Kompetenzzentren gegründet haben (Appolo, CloudFlow, cloudSME, EuRoC, Fortissimo, Intefix, Lashare), um KMU zu befähigen, das Wachstumspotenzial von Informations- und Kommunikationstechnologien besser zu nutzen. Die I4MS-Initiative ist Teil der öffentlich-privaten Partnerschaft „Fabriken der Zukunft", die von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde.
Parallel dazu tauschten sich Projektbeteiligte des AUTONOMIK für Industrie 4.0 Programmes in vier Workshops zu den Querschnittsthemen aus.