Arbeiten in der digitalen Welt - Rückblick zum Kongress

  • Brigitte Zypries
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  • Dr. Eberhard Veit
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  • Prof. Dr. H. Hirsch-Kreinsen
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  • Talkrunde I
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  • Yasmin Fahimi
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  • Jörg Hofmann
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  • Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser
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  • Panel II
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Der derzeitig beste Schachspieler der Welt ist kein Mensch und kein Computer – es ist eine Verbindung der beiden: Mit dieser Analogie fand Prof. Dr. Albrecht Schmidt von der Universität Stuttgart eine passende Zusammenfassung des Kongresses „Arbeiten in der digitalen Welt – Mensch, Organisation, Technik: „Zusammen mit einer Maschine mit entsprechenden Interfaces sind wir besser als allein, ohne Maschinen sind wir schlechter."

Rund 300 Teilnehmer beschäftigten sich am 28. Januar im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – das den Kongress zusammen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ausrichtete – mit der Frage, wie die Digitalisierung die Arbeitswelt künftig verändern wird und welche Aufgaben sich Politik, Wirtschaft und Sozialpartner dabei stellen.

Eröffnet wurde der Kongress von der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries: "Die Digitalisierung bietet enorme Chancen für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Gerade Industrie 4.0 ermöglicht viele neue Wege der Wertschöpfung. Doch nicht nur technische Prozessabläufe verändern sich im Zuge der Digitalisierung. Deshalb stehen heute die Auswirkungen auf die Arbeitswelt im Vordergrund, also Fragen der Arbeitsorganisation, des Arbeitsschutzes und der beruflichen Aus- und Fortbildung in der Fabrik der Zukunft. Denn klar ist: die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten. Die deutsche Wirtschaft muss daher die Möglichkeiten, die sich ihr durch die fortschreitende Digitalisierung bieten, ergreifen und den technologischen Wandel aktiv mitgestalten. Zugleich müssen Unternehmen und Politik darauf achten, dass die Arbeitsbedingungen auch in der digitalen Produktionswelt angemessen geregelt werden."

Im Anschluss beschrieb Eberhard Veit von der Festo AG anhand von acht „Ws“ den Arbeitstag der Zukunft. Laut Veit werden Work Life Balance, der Weg zur Arbeit, die Weiterentwicklung der Arbeitsplätze, Wertschöpfungsprozesse, Weltweite Vernetzung, Wertsteigerung, Weiterbildung und der Wohlfühlfaktor die entscheidenden Kernelemente der Arbeit der Zukunft sein. Industriesoziologe Hartmut Hirsch-Kreinsen stellte in seinem Vortrag heraus, dass die Entwicklung zu einer humanzentrierten Arbeitsgestaltung bei weitem kein Selbstläufer ist. Entgegen pessimistischer Prognosen  bieten sich  nach Hirsch-Kreinsen durchaus Gestaltungsspielräume, die anhand von Konzepten entlang der drei Determinanten Mensch, Technologie und Organisation gestalten werden müssen. Hirsch-Kreinsen strich die positiven Aspekte der Automatisierung anhand der drei „Ds“ (dirty, dangerous and demanding) hervor, die bei derlei Tätigkeiten eindeutig überwiegen. Dennoch werfen die steigende Anzahl autonomer Systeme auch neue Fragen zu Verantwortungsbereichen auf, die noch zu klären sind.

Die folgende Diskussionsrunde rückte ebenfalls die Frage nach der Verantwortung in den Vordergrund. Durch die veränderten Rollen zwischen Mensch und Maschine, in der die Menschen immer mehr vom Bediener zum Manager werden, müssten Fragen nach Verantwortung bei Fehlern neu diskutiert werden. Viele Führungskräfte seien noch überfordert mit den neuen Anforderungen, die eine „digitale Führungskultur“ an sie stellt. Durch die Digitalisierung würden Hierarchieebenen verschoben und in einigen Bereichen eine Demokratisierung der Arbeit erzielt, die für viele Führungskräfte neu ist. In den Fokus rücke vor allem die Weiterbildung und Qualifizierung während der Arbeit, da die Erstausbildung immer mehr an Bedeutung verliere und die personalisierte Weiterbildung an ihre Stelle rücke.

Den Kongressnachmittag eröffnete die Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Yasmin Fahimi. Für sie stellen die künftigen Veränderungen eine „schöpferische Zerstörung“ dar. Auch wenn an vielen Stellen bestehende Muster durchbrochen werden, betonte sie die Chancen der Digitalisierung und plädierte dafür, dieser positiv und nicht mit Ängsten zu begegnen. Es gelte, die damit verbundenen großen Aufgaben mit Blick auf eine erfolgreiche Gesellschaft zu bewältigen und dafür vor allem den „Innovationsfaktor Mensch“ im Zentrum zu sehen. Die Ausgangsposition für die künftigen Veränderungen bewertete sie als gut, sie plädierte vor allem für eine bessere Vereinbarkeit und flexible Lösungen im Bereich Arbeitszeiten.

Auch im Vortrag von Jörg Hofman von der IG Metall stand der Mensch im Zentrum. „Sichere Arbeitsplätze statt digitale Tagelöhner“ bildeten die Grundlage für eine gute Arbeit 4.0 – Das Engagement der Beschäftigten sei dafür ebenfalls entscheidend. Die flexible Gestaltung und größere Freiheit durch moderne Arbeit scheitert heute noch zu oft an Grundlagen wie etwa leistungsfähigen Internetverbindungen, die das Arbeiten im Home Office erschweren. Für Hofmann  sind lernförderliche Arbeitsplätze die entscheidenden Faktoren in der Arbeitswelt der Zukunft: Erstausbildung und weitere Qualifikation sind die zentralen Punkte, um künftig gute Arbeit leisten zu können. Vor allem die Weiterbildung ist dabei ein Grundpfeiler von Industrie 4.0.

Diesen Punkt griff auch Hubert Esser vom Bundesinstitut für Berufsbildung auf. Die Berufsbildung sei dabei neben der IT-Sicherheit und dem Datenschutz ein zentraler Erfolgsfaktor für das Gelingen von Industrie 4.0. Gute Arbeitsplätze seien demnach vor allem gute Lernplätze. Momentan würden durch eine Vielzahl von Abschlüssen und Studiengängen die Berufsausbildungen häufig aus dem Fokus rücken, dies gelte es grade zu rücken.

Den Abschluss bildete das Panel zum Thema Mensch-Technik-Interaktion, technische Assistenzsysteme, industrielle Servicerobotik und digitale Medien. Dabei kristallisierte sich als zentrale Feststellung heraus, dass in einem vernünftigen Dialogprozess mit den Beteiligten eingebunden, die Automatisierung eine echte Hilfe bietet und Mitarbeitern gute Arbeit zu ermöglicht. Wichtig ist es, sie  zu befähigen und an dem Prozess zu beteiligen und ihnen eine lernförderliche Umgebung anzubieten. Denn „zusammen mit einer Maschine sind wir besser, ohne Maschinen schlechter."

Film "Management und Prozessorganisation in der digitalen Welt":

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